Forschung deckt auf: Herkunft und Geschlecht prägen Bildungswege von Jugendlichen stärker als gedacht

Wie stark beeinflussen Herkunft, Geschlecht und soziale Umstände die Zukunft junger Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit fast vier Jahren das Forschungsprojekt ASPIRE an der FH Oberösterreich in Linz. Unter der Leitung von FH-Prof. PD Mag. Dr. Dagmar Strohmeier untersucht das Team, welche Faktoren über erfolgreiche Bildungswege von Jugendlichen entscheiden – und wie man Chancengleichheit gezielt fördern kann.

„Kennt man die sozio-ökonomische Herkunft sowie das Geschlecht eines Jugendlichen, lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit voraussagen, welchen Bildungsweg er oder sie einschlagen wird“, so Strohmeier. Doch genau hier setzt das Forschungsprojekt an: Es will zeigen, dass Bildungsbiografien formbar sind – und wie Schule und Gesellschaft bessere Rahmenbedingungen schaffen können.

In der Längsschnittstudie, gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, werden Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte über mehrere Jahre hinweg begleitet. Dabei fließen Faktoren wie Geschlecht, soziale Herkunft und Migrationserfahrungen in die Analysen ein.

Besonders deutlich zeigt sich laut Mag. Dr. Petra Gradinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH OÖ, der sogenannte Gender-Gap in technischen Berufen: „Wenn Mädchen im Schulalltag mehr Vertrauen in ihre digitalen Fähigkeiten entwickeln, können wir langfristig das Ungleichgewicht in IT- und Technikberufen verringern.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung liegt auf den Bildungschancen von Jugendlichen mit Migrationserfahrungen. Obwohl diese laut Strohmeier oft ein starkes Lerninteresse zeigen, würden ihre Leistungen von Lehrkräften im Durchschnitt schlechter beurteilt. Schlechtere Noten führten wiederum dazu, dass sich betroffene Jugendliche seltener für weiterführende Schulen entscheiden.

FH-Prof. PD Mag. Dr. Petra Wagner, Koautorin der Studie, sieht darin vor allem strukturelle Ursachen: „Schulangst, Leistungsdruck und geringe Selbstwirksamkeit sind entscheidende Faktoren. Ein unterstützendes Klassenklima kann hier viel bewirken.“

Aktuell analysiert das Forschungsteam Unterschiede zwischen den Einschätzungen von Eltern, Lehrkräften und Jugendlichen selbst. Erste Ergebnisse dieser Auswertungen werden beim öffentlichen Symposium „Bildungswege von Jugendlichen“ am 6. November 2025 am FH OÖ Campus Linz präsentiert.

Mit dem Projekt ASPIRE zeigt die FH Oberösterreich, wie wissenschaftliche Forschung konkrete Wege zu mehr Bildungsgerechtigkeit aufzeigen kann – ein Thema, das nicht nur Schulen, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft.

Orte: Linz, Wels, Hagenberg, Steyr, Oberösterreich

Quelle: FH OÖ
27.10.2025